Teil 2 – Gift oder Medizin
Etwas Spitzwegerich im Heu oder etwas Löwenzahn auf der Weide wäre kein Grund, diesen Post zu schreiben. Wenn aber der Markt mit Handelsprodukten überflutet wird, welche einen hohen Anteil an antinutritiven Substanzen und Antinährstoffen in konzentrierter Form enthalten, lässt das aufhorchen und wirft Fragen auf. Sind diese teuren Spezialprodukte, welche als natürlich, gesund, heilbringend, pferdegerecht und teilweise sogar als Grundfutterersatz angepriesen werden wirklich die hochgelobten Problemlöser oder sind sie nicht eher Problemverursacher?
Viele Produkte, welche heute die Pferdeställe infiltrieren haben ein toxisches Potential, welches, da nicht verkaufsfördernd, nicht auf den Werbeprospekten erscheint. Ganz nach dem Motto: Zu Risiken und Nebenwirkungen geben wir keine Auskünfte.
Kurz erklärt:
Antinährstoffe oder antinutritive Substanzen sind Stoffe, die eine maximale Verwertung der mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe einschränken. Pflanzen enthalten neben Nährstoffen auch antinutritive Inhaltsstoffe. Diese Bestandteile sind für Mensch und Tier schwach bis stark giftig.
Nutritive Substanzen beschreibt alle Inhaltsstoffe, welche ernährungs- physiologisch positiv zu bewerten sind. Zu den nutritiven Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln zählen grundsätzlich Proteine, Fette und Kohlenhydrate, daneben Mineralstoffe und Vitamine als Katalysatoren bei verschiedenen Stoffwechselvorgängen.
Artgerechte Fütterung
Das Urpferd (Propalaeotherium), welches vor rund 50 Millionen Jahren lebte, war etwa so groß wie ein Fuchs, lebte im Wald und ernährte sich von Laub, Kräuter, Blüten und Früchten. Aus dieser Tatsache heraus ist der Mythos entstanden, dass dies auch artgerechte Futtermittel der heutigen Pferde wären. Obwohl es der Name vermuten liesse, ist das Urpferd kein direkter Vorfahre der heutigen Pferde, sondern ein Seitenzweig der Pferdeentwicklung, der früh ausgestorben ist.
Der direkte Vorfahre der heutigen Pferde ist das Wildpferd (Equus Ferus), welches vor etwa 3–5 Mio. Jahren in der Steppe lebte. Gras war damals und ist heute immer noch das Basisfutter, auf welches das Verdauungssystem des Pferdes ausgerichtet ist. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Was sich aber geändert hat sind die Grasqualitäten und die Haltungsbedingungen. Heute klaffen die Nähr- und Wirkstoffanforderungen der Pferde mit denen der verabreichten Produkten teilweise weit auseinander. Es wird versucht mit Rohstoffen, welche zwar in der Natur vorkommen, aber nicht auf dem ursprünglichen Speiseplan der Pferde stehen, die fehlenden nutritiven Substanzen oder die bestehenden Nährstoffdysbalancen auszugleichen. Die Grundidee ist zwar nachvollziehbar, führt aber dazu, dass die Pferde in eine Stoffwechselerkrankung oder in eine hausgemachte Zivilisationskrankheit hineinschlittern und wir uns vom eigentlichen Ziel weiter entfernen.
Klee, Luzerne, Esparsette, Algen, Kräuter, Gewürze, Sekundäre Pflanzenstoffe: Gift oder Medizin?
Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen und eine genauere Betrachtungsweise ist unabdingbar. Kräuter, Gewürze, Luzerne, Esparsette - die Liste der Produkte, welche heute als klassische Pferdefutter und als Problemlöser angepriesen werden, ist lang. Die angepriesenen Produkte enthalten nebst den beworbenen positiven Eigenschaften auch antinutritive Substanzen und Antinährstoffe. Diese gehören zur riesigen Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Tannine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, biogenen Aminen, Saponinen, Glucosinolate, Oxalsäure, Phytinsäure, Alkaloide, Cumarinderivaten oder cyanogene Glycosiden sind nur eine kleine Auswahl davon. Sie reduzieren die Verfügbarkeiten der nutritiven Substanzen und belasten das natürliche Entgiftungssystem der Pferde.
Um die sinnvolle Einsatzmenge eines Rohstoffes abschätzen zu können, müssen seine Inhaltswerte und auch die Anforderungen des Pferdes mit all seinen Eigenheiten bekannt sein. Dabei gilt es nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Aspekte der einzelnen Inhaltsstoffe auszuloten. Das Pferd mit seinem einhöhligen Magen und dem funktionellen Blinddarm kann nicht gleichgesetzt werden mit einem Wiederkäuer, einem Schwein oder dem Menschen. Dass die Luzerne als „Königin der Futterpflanzen“ betitelt wird hat bei der Milchviehfütterung seine Berechtigung. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass sie auch ein prädestiniertes Grundfutter für das Pferd ist.
Ernährungstypen
Vermehrt schleichen sich auch Rationen mit Blättern, Blüten, Kräutern, Trieben, Knospen, Früchten und Eicheln in die Pferdeställe ein. Das sind Komponenten, welche auf dem Menüplan der Rehe stehen. Das Reh zählt aber vom Ernährungstyp her zu Konzentrat-Selektierern. Aufgrund seines kleinen Pansens kann das Reh Fasern schlecht verdauen und benötigt leicht verdauliche Nährstoffe wie Zucker, Stärke und Proteine. Diese Fütterungsstrategie auf die Pferde zu übertragen wäre fatal, nicht nur wegen der Eicheln, welche zu viele Tannine enthalten.
Das selektive Fressverhalten hat zwar auch beim Pferd eine grosse Bedeutung, damit unpassende und giftige Pflanzen auf der Weide gezielt gemieden werden können. Diese angeborenen und auch erlernten Fähigkeiten, schädliche oder giftige Pflanzen zu meiden, kann das Pferd bei den heutigen Haltungs- und Fütterungsformen nur noch in einem sehr eingeschränkten Rahmen ausleben. Der Pferdehalter übernimmt die Verantwortung und bestimmt, was und in welcher Form das Pferd vorgelegt bekommt.
Das Verdauungssystem des Pferdes ist auf eine grasbasierte Fütterung ausgerichtet. Somit sind Pflanzen wie Luzerne, Klee oder Esparsette, welche zur Familie der Hülsenfrüchte/Leguminosen und nicht zu den Gräsern gehören, kein angestammtes Pferdefutter. Auch Kräuter, Gemüse, Früchte, Algen und Gewürze sind keine Nahrungsmittel, welche auf dem natürlichen Speiseplan der nicht wiederkauendenden Grasfresser stehen. In der Humanernährung geniessen diese Produkte einen hohen Stellenwert, vorausgesetzt sie wurden richtig verarbeitet.
Damit der Stoffwechsel im Lot bleibt:
Sauberes und unkrautfreies Heu oder Gras mit den fehlenden Mineralstoffen und Vitaminen ergänzen. Bei ReoVit® wird dies über den Basismineralstoff ReoVit® Optimal gewährleistet.
Damit ein entgleister Stoffwechsel wieder ins Lot kommt:
- bei Nervosität, Stress, Muskelaufbau:
ReoVit® Optimal + ReoVit® Harmonie - bei chronischen Magen-Darmerkrankungen:
ReoVit® Optimal + ReoVit® ProVital C - bei älteren und stark beanspruchten Pferden, akuten und chronischen Erkrankungen: ReoVit® Optimal + ReoVit® Aktiv
Der Bedarf an nutritiven Substanzen ist vom Gewicht, Jahreszeit, Geschlecht, Lebensalter, der Beanspruchung und dem Charakter des Pferdes abhängig. Zudem dürfen die Einflüsse des Lichts, Luft und Wasser nicht vernachlässigt werden.
Situativ und je nach Grundfutterqualität wird damit eine zusätzliche Ergänzungsfütterung nötig. Wie beim Mineralstoffprogramm setzt ReoVit® auch bei den Produkten aus dem Magen-Darm Programm, dem Kompensationsprogramm und dem Master-Programm keinen stoffwechselbelastenden Schnickschnack ein.